09.01.2012
Weinbrüder orakeln über Runkeler Roten
Manfred Reintke (links) sowie Hans-Jürgen Heil und Dr. Winfried Letschert (rechts) versuchen die von den Mitgliedern gegossenen Gebilde zu deuten. Foto: Horz
Von Manfred Horz
In einem ereignis- und arbeitsreichen Jahr war ein Hang am historischen „Rotweinberg“ gerodet und als Terrassen angelegt, 200 Rebstöcke gepflanzt und etliche amtliche und behördliche Hürden genommen worden. Vorsitzender Hans-Jürgen Heil hob hervor, dass die in schweißtreibender Arbeit in die Erde gebrachten Setzlinge gut gedeihen und von den aktiven Mitgliedern sorgsam gepflegt ohne Schaden über eine Trockenperiode gebracht wurden. Nach weiterer Sicherung und Festigung des steilen Geländes sei im Spätherbst Vorsorge getragen worden, dass die Rebstöcke gut über den Winter kommen. Es wurde bereits Naturdünger angefahren, der im Frühjahr eingebracht werde. Unter der Devise „Learning by doing“ hätten die Hobbywinzer einiges dazu gelernt, um dem Weinberg die rechte Pflege angedeihen zu lassen. Die Arbeitsgruppen seien nach wie vor mit Eifer bei der Sache.
Was jetzt komme, sei dann nicht mehr so schlimm, so Heil in der Ankündigung, dass in diesem Jahr weitere 100 Rebstöcke gepflanzt werden sollen. Dazu sei es notwendig, bereits im Januar und Anfang Februar die Vorarbeiten zu verrichten. „Mit dem was wir geleistet haben, können wir uns sehen lassen“, stellte Heil fest. Die Bruderschaft rechne damit, in den Jahren 2014/15 die ersten Erträgen aus dem Runkeler Rotweinberg einbringen zu können. Der Vorsitzende bedankte sich auch für Spenden. Mit den Mitgliedsbeiträgen und weiteren Spenden sollen die weiteren 100 Reben angeschafft und gepflanzt werden. Hierzu müssen weitere Pfosten und Spanndrähte auf den Terrassen angebracht werden. Auch müsse die Rodung oberhalb des Weinberges erneut vorgenommen sowie die Zufahrt verbessert und mit einer Schranke gesichert werden.
Der stellvertretende Vorsitzende Manfred Reintke ergänzte Heils Ausführungen mit weiteren Dankesworten an aktive Mitarbeiter, Sponsoren und Helfer, so auch Prinz Metfried zu Wied. Hinter den Kulissen werde viel wertvolle Arbeit geleistet.
Die Finanzen seien in Ordnung, so der Vorsitzende. An die 10 000 Euro seien mittlerweile investiert. Die Mitgliederbewegung verlaufe rasant. Zu den 20 Gründern, die die Bruderschaft aus der Taufe hoben, gesellten sich 40 weitere Mitstreiter, die Interesse an der „Erhaltung eines Runkeler Kulturerbes“ zeigen. Die „Rebenpatenschaften“ haben laut Reintke Anklang gefunden. Inzwischen sei die Zahl der Patinnen und Paten auf 109 angestiegen.
Die Beteiligung am Runkeler Weihnachtsmarkt, zu der eine Blockhütte angeschafft wurde, sei eine richtige Entscheidung gewesen, so Heil und Reintke. Die Hütte könne zu einigen Zwecken und Veranstaltungen verwendet werden. 2012 stehen auch die Fort- und Weiterbildung mit im Programm, beispielsweise mit einem Vereinsausflug zur Weinakademie in Geisenheim. Die Geselligkeit soll ebenfalls nicht zu kurz kommen. Gedacht ist an ein „Federweißenfest“ im September, eventuell zusammen mit dem Musikverein. Zu Fragen aus der Versammlung zur Historie des „Runkeler Roten“ konnte Heil etliche Dokumente vorlegen, die den Weinanbau in den Jahren 1270 bis 1929 in Runkel belegen. Es wurde angeregt, diese Dokumente mit einem Vorwort zu versehen und der Öffentlichkeit bereitzustellen.
Zum geselligen Teil der Tafelrunde hatten Manfred Reintke und seine Mitstreiter eine Ecke zum Bleigießen eingerichtet. Allerlei Gebilde wurden mit der Zange aus dem Wasserbecken gefischt. Nachdem die Mitglieder ihre eigenen Bleigüsse bestaunt und Dr. Winfried Letschert die Ergüsse an Hand einer klugen Schrift gedeutet hatte, wurden die Bleireste in einer größeren Pfanne eingeschmolzen und gegossen. Die entstandene Skulptur ließ zwar etliche Auslegungen zu, doch die Versammelten kamen zu der Deutung, einen alten Rebstock gegossen zu haben, der in Kunstharz gegossen am Weinberg angebracht wird.
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